In der klassischen Psychotherapie ist Traumatherapie ein schwieriges Kapitel. So sind Traumata z. B. mit Hilfe von Gesprächstherapie oder Psychoanalyse sehr schwer zu behandeln. Die Therapie ist langwierig und schmerzhaft und sie hat allzu häufig nur wenig bis mäßigen Erfolg. Ein Problem dabei ist, dass traumatisierte Menschen bei dem Gedanken an ihr Trauma so sehr von Emotionen überschwemmt werden, dass rationale und logische Gedanken gar nicht mehr verarbeitet werden können. Und auch, dass das Problem weniger auf der logischen Ebene liegt, als vielmehr auf der emotionalen Ebene, welche auf logische Argumente weniger gut reagiert.
Deshalb möchte ich Ihnen im Folgenden eine ebenso ungewöhnliche wie auch faszinierende alternative Behandlungsweise für Traumata vorstellen, welche durch ihre Effektivität beeindruckt. In dieser Methode geht es weniger darum, über das Trauma zu sprechen oder es zu verstehen. Es geht vielmehr darum, die mit dem Trauma verbundenen Emotionen und den zugehörigen Stress im Körper aufzulösen. Meist kann dabei beobachtet werden, dass im Zuge der Reduktion der belastenden Emotionen Patienten ihre Glaubenssätze und rationalen Überlegungen automatisch verändern. Es bewirkt also nicht die Veränderung der rationalen Gedanken eine Veränderung der Emotionen, sondern das genaue Gegenteil ist hier der Fall: Eine Reduktion der emotionalen Belastung bewirkt erst, dass Menschen wieder rational denken können!
Was es genau mit dieser Traumatherapie-Methode auf sich hat, werde ich im nächsten Abschnitt erklären!
Traumatherapie mit EFT
Eine ausgezeichnete Methode zur Therapie von Traumata sind die Emotional Freedom Techniques (kurz: EFT*). Wie schon kurz erklärt, werden im EFT die körperlichen Stresssymptome einer traumatisch wirkenden Erinnerung aufgelöst. Dies geschieht, indem der Patient während des Gedankens an das traumatische Erlebnis bestimmte Akupunkturpunkte an seinem Körper beklopft, so dass sich Energieblockaden lösen können und sich der Körper entspannt. Zusätzlich macht der Patient Übungen, um verschiedenste Areale in seinem Gehirn zu aktivieren, so dass die isolierte Aktivierung des Traumanetzwerkes aufgehoben wird und er aus seiner Traumatrance herauskommt.
Die Ergebnisse einer Traumatherapie mit EFT sind durchaus beachtlich. Zwar kann niemals ein Erfolg versprochen werden, da jeder Mensch anders ist, aber erfahrungsgemäß ist ein Großteil der Patienten in der Lage, ein konkretes Trauma innerhalb weniger Sitzungen emotional loszulassen. Die Art des Traumas ist für die Behandlung mit EFT relativ unbedeutend. Selbst heftigste Traumata sprechen meist sehr gut auf die Behandlung an.
Sie werden sich jetzt vielleicht fragen, was ich damit meine, wenn ich davon spreche, ein Trauma loszulassen. Ich möchte es mal so ausdrücken: Wenn Sie zu Beginn der Behandlung schon bei dem Gedanken an ein Trauma heftige Symptome hatten, sei es körperlich oder emotional, und sie nach einer erfolgreichen Klopftherapie an das (ehemalige) Trauma denken können, ohne irgendwie darauf zu reagieren, dann haben Sie das Trauma innerlich losgelassen. Der ultimative Test besteht darin, dass ich Sie frage: “Können Sie das Trauma wieder aktivieren? Können Sie sich schlecht fühlen bei dem Gedanken an das Erlebnis? Versuchen Sie es!”. Wenn das nicht mehr möglich ist (und auch wirklich erst dann!), dann haben Sie es aufgelöst.
Bei all den euphorischen Worten über EFT werden vermutlich viele Menschen Zweifel an dieser Methode haben. Und das ist auch völlig normal, das ging mir zu Beginn genauso. EFT einscheint einfach zu ungewöhnlich, und die Fallberichte sind einfach zu schön um wahr zu sein. Vielleicht glauben Sie auch einfach nicht an Akupunktur. Ich empfehle Ihnen daher gerne, sich folgende Kapital durchzulesen:
- Die Effektivität von EFT ist inzwischen in zahlreichen wissenschaftlichen Studien untersucht wurden. Mehr dazu finden Sie auf der Seite zur Wirksamkeit von EFT . Auch auf dieser Seite finden Sie weiter unten eine beeindruckende Studie zu den Ergebnissen der Traumatherapie mit EFT.
- Wenn Sie Zweifel an der Wirksamkeit von Akupunktur bzw. am Klopfen von Akupunkturpunkten haben, dann wird es für Sie vielleicht interessant sein zu hören, dass es durchaus alternative Erklärungsansätze zur Wirksamkeit von EFT gibt.
- Wenn Sie EFT spannend finden, aber sich noch nicht viel darunter vorstellen können oder wenn Sie nur glauben, was Sie sehen, dann finden Sie im Internet und auf Youtube natürlich unzählige Videos dazu. Um sich Beispielbehandlungen mit EFT anzusehen, können Sie auch die im nächsten Kapitel aufgeführten Videos nutzen.
Im nächsten Kapitel möchte ich kurz auf eine Methode innerhalb des EFT eingehen, welche zum Ziel hat, die emotionale Belastung in der Behandlung eines Traumas möglichst gering zu halten.
EFT und Tearless Trauma Technique
Die Tearless Trauma Technique (zu deutsch: “Tränenlose Traumatechnik”) ist eine Methode aus dem EFT, mit welcher es häufig möglich ist, sogar emotional extrem belastende Erinnerungen auf eine Art zu behandeln, bei welcher der Patient diese schlimmen Belastungen nicht noch einmal in ihrer vollen Intensität erleben muss. Manchmal ist es sogar möglich, dass der Patient in dem Prozess starke Emotionen ganz vermeiden kann.
Die Grundidee dazu ist folgende: Die emotionale Belastung wird konstant niedrig gehalten, indem der Klient sich dem Thema Schritt für Schritt nähert, während er nach jedem Schritt die auftretenden Emotionen mit Hilfe von EFT neutralisiert. Der Patient beginnt, indem er das Ereignis von ganz weit weg betrachtet, die emotionale Intensität neutralisiert, sich einen kleinen Schritt nähert, die Emotionen wieder neutralisiert, und so weiter. Der erste Schritt könnte sein, überhaupt den Namen des Ereignisses auszusprechen. Der letzte Schritt wäre, sich mitten in die Situation zu begeben wie wenn Sie jetzt geschehen würde (das geschieht jedoch, wenn überhaupt, erst dann, wenn die emotionale Belastung schon fast komplett verschwunden ist!).
Wenn Sie die Tearless Trauma Technique in Aktion sehen möchten, dann verweise ich Sie gerne auf zwei Videos: Zum einen ein Video von Gary Craig , dem Begründer von EFT. Er führt die Tearless Trauma Technique in einer großen Ausbildungsgruppe vor. Zum anderen ein Video seiner Tochter Tina Craig , welche die Tearless Trauma Technique in einer Einzelsitzung demonstriert.
Studien und Forschung: EFT an Kriegsveteranen
Die Effektivität von EFT bei Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS, engl. PTSD) wurde in zahlreichen Studien untersucht, mehrmals sogar anhand der Therapie von Kriegsveteranen. Kriegsveteranen leiden häufig unter extrem schweren Traumafolgestörungen. Albträume, Depression, große Ängstlichkeit und Schreckhaftigkeit, Flashbacks, Drogenmissbrauch uvm. können die Folgen sein. In vielen Studien konnten fantastische Ergebnisse mit EFT erzielt werden, welche auch 3 Monaten bzw. 6 Monaten nach Therapieende erhalten blieben! Im Folgenden möchte ich kurz auf eine solche Studie näher eingehen:
Ein Forscherteam aus den USA hat 2013 im “Journal of Nervous and Mental Disease” eine randomisierte kontrollierte Studie veröffentlicht, in welcher die Effektivität von EFT für die Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) von Kriegsveteranen untersucht wurde. In der Studie wurden 59 Kriegsveteranen, welche allesamt unter PTBS litten, nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen zugeteilt: Einer Behandlungsgruppe und einer Warteliste. Die 30 Teilnehmer der EFT-Gruppe bekamen jeweils 6 einstündige EFT-Behandlungen, während die 29 Teilnehmer der Warteliste eine Standardbetreuung bekamen. Vor Beginn der Untersuchung, direkt nach der Behandlung sowie 3 und 6 Monate nach der Behandlung wurde bei allen Teilnehmern mit Hilfe eines psychologischen Tests ermittelt, ob sie unter PTBS leiden.
Die folgenden zwei Tabellen fassen das Studienergebnis zusammen:
Teilnehmer
ohne
PTBS
(vor der Behandlung) |
Teilnehmer
ohne
PTBS
(direkt nach der Behandlung) |
|
---|---|---|
Warteliste | 0% | 4% |
EFT-Gruppe | 0% | 90% |
Die Studie damit auf beeindruckende Weise sowohl die Wirksamkeit von EFT in der Traumatherapie als auch die Nachhaltigkeit der erzielten Therapieerfolge. Es ist schwer vorstellbar, dass sich mit konventioneller Psychotherapie, in welcher sich eine Traumatherapie oft über Jahre hinzieht, solche Ergebnisse erzielen lassen.
Quelle der Studie: PubMed, US National Library of Medicine